VON DER FREUDE, ZU LERNEN

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Wenn Mädchen ihre Chance ergreifen.

GEBORGENHEIT & BILDUNG

SCHÜTZEN JUNGE FRAUEN

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Mädchen in Malawi haben kaum Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben. Als Waisen umso weniger. Das hängt mit den generellen Umständen zusammen. Die allermeisten Familien leben von weniger als 1,90 Euro am Tag – und die Familien sind groß. Die Frauen in Malawi haben im Durchschnitt 5,5 Kinder. In sehr frühen Jahren. Viele davon arbeiten für 1 Cent pro Stunde auf Tabakplantagen und fast jedes zweite Mädchen wird vor dem 18. Geburtstag das erste Mal verheiratet, obwohl Kinderehen seit 2017 verboten sind. Jeder vierte Mann und fast jede zweite Frau kann nicht lesen und schreiben. Dazu kommt der allgegenwärtige Hunger. Es regnet kaum noch. Und wenn, dann in Sturzfluten, die das Land weiter verwüsten. Diese soziale Ausgangslase hat Aids explodieren lassen und die Auswirkungen davon sind unfassbar tragisch. Fast 50 % der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt, hunderttausende von ihnen sind Waisen. Meist bei Verwandten notdürftig untergebracht, hungern vor allem die Mädchen als erstes und sind Gewalt und Willkür ausgesetzt. Dieser Teufelskreis kann nur durch Bildung unterbrochen werden.

DIE GRUND- UND SEKUNDARSCHULE

„Unsere Mädchen aus Katete halten die Zukunft Malawis in ihren Händen“, bringt es Schwester Elizabeth, die die jungen Mädchen in Katete betreut, auf den Punkt. „Unsere Mädchen“ heißt in diesem Fall jene Mädchen, die ihre Eltern verloren haben und in der Schule und im Internat aufgenommen sind. „In unserem Haus werden über 260 Waisenmädchen betreut und erfahren so wieder menschliche Wärme und Fürsorge“, erzählt die Leiterin des Hauses, die unsere Projektansprechpartnerin ist. Sie gehört dem Orden der Rosary Sisters an. Die Grundschule in Katete, wie auch die zugehörige Oberstufe in Nkhamenya, ist tatsächlich einer der ganz wenigen Auswege aus dem Teufelskreis. Hier finden Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren in der Volksschule eine Chance auf Wissen und Chancengleichheit. Insgesamt besuchen circa 1.000 Mädchen die Schule, gut 260 davon sind Waisen und besuchen das angeschlossene Internat.

DAS GEMEINSAME SCHULPROJEKT

Bereits seit 14 Jahren ist das Projekt der Grundschule, Sekundarschule und vor allem der weiterführenden Berufsbildungen ein sehr wichtiges in der Arbeit von Bruder und Schwester in Not in Kooperation mit Sei So Frei. Ein weiterer wichtiger unterstützender Partner ist der Vorarlberger Verein „Katete School Girls“. Andrea Reis, die Obfrau, ist regelmäßig mit uns vor Ort. Dieser Patenverein ermöglicht vielen Waisenmädchen den Besuch der Grund- und Sekundarschule inklusive Internat. Bruder und Schwester in Not übernimmt gemeinsam mit Sei So Frei in der Katete Grundschule die Verantwortung für alles Weitere. Unsere Projektverantwortliche Susanne Schaudy dazu: „Die Zusammenarbeit ist eine Freude. Der Verein betreut die Paten als auch Mädchen sehr persönlich. Wir kümmern uns in der Schule um Schulmaterialien, Medikamente und Krankenstation, Wasserversorgung sowie die Instandhaltung und den Ausbau des Gebäudes mit Betten, Küche, Schulbänken und Tischen, Solaranlagen und Lehrerhäusern. So werden die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Lernen gegeben.“

Die jungen Frauen haben eindrucksvolle Lebensgeschichten, die oft wehtun. Wenn man sieht, mit welcher Freude sie zur Schule gehen und Berufe erlernen möchten, wird einem warm ums Herz.

Susanne Schaudy, Bruder und Schwester in Not

DER SCHRITT INS LEBEN

Aber unser noch wichtigeres Anliegen ist die Unterstützung der Mädchen für die weiterführenden Berufsausbildungen nach dem Abschluss der Grundschule und Oberstufe. Nicht alle Mädchen sind durch den Schulbesuch automatisch davor gefeit, in gelernte Muster zurückzufallen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dennoch geht die Anzahl der Mädchen, die unterstützt werden und dennoch die Schule mehr oder weniger freiwillig abbrechen, erfreulicherweise deutlich zurück. Ein Auslöser dafür ist die Aussicht, für eine Ausbildung am Homecraft-Center in Rumphi aufgenommen zu werden.  „Es ist eine riesige Freude zu sehen, wie sich die Mädchen entwickeln und zu selbstbewussten Damen werden. Sie werden durch Bildung unabhängig und selbstbestimmt. Wir hoffen, dass die Studentinnen zu Vorbildern werden und die Jüngeren sie nachahmen möchten. Der wichtigste Schritt dafür ist die Berufsausbildung“, meint auch Obfrau Andrea Reis. Diese Hoffnung fußt auf Tatsachen. Bruder und Schwester in Not – in Zusammenarbeit mit Sei So Frei – kümmert sich mit dem Homecraft-Center um die Ausbildung jener jungen Frauen, die ihre Grundschulen erfolgreich absolviert haben.

DAS HOMECRAFT-CENTER

Neben dem Besuch von Colleges und Universitäten ist es seit September 2022 auch das wiedereröffnete Homecraft-Center, das Studentinnen realistische Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Schwester Flora, unsere wichtige Projektpartnerin von den Rosary Sisters, betreut die Studentinnen an der Schule. In der einjährigen Hauswirtschaftsschule lernen die Mädchen über Lebensmittel und Ernährung, Textiltechnologie und Design, Haushaltsführung und Kinderbetreuung. „Wenn die jungen Frauen unser Hauswirtschaftszentrum verlassen, können sie ein eigenes Geschäft führen und für sich selbst sorgen“, erzählt Schwester Flora stolz. Begleitend wird am Ausbildundszentrum auch Unternehmertum und die Gründung von Start-up-Firmen unterrichtet. Bereits zwischen 2005 und 2017 war das Zentrum eine wichtige Anlaufstelle. Auch für Mädchen, die aus finanziellen oder familiären Gründen andere Ausbildungen abbrechen mussten. Seit 2022 haben die junge Frauen wieder die Möglichkeit, aus finanzieller Abhängigkeit zu entkommen und sich selbst zu versorgen.

DIE RIESIGEN AUSWIRKUNGEN

„Durch ihre Selbstständigkeit sind die Mädchen auch vor Vergewaltigung, HIV, Kinderehe, Menschenhandel und Prostitution besser geschützt und können ihr Selbstbewusstsein weitergeben“, erklärt Schwester Flora Auswirkungen dieser Ausbildungen, die wir uns gar nicht vorstellen können. Sie führt mit Freude weiter aus: „Das sind die Hauptziele der Schule. Wir haben fast 160 Mädchen und Frauen ausgebildet. Die einen arbeiten als Angestellte, wieder andere betreiben ihr eigenes Unternehmen und unterstützen ihre Familien sehr gut, ohne von ihren Ehemännern abhängig zu sein. Deshalb haben wir das Zentrum wiedereröffnet und wollen immer mehr Mädchen und Frauen ausbilden. Um sie zu fördern und ihnen die Gründung eigener Unternehmen wie Näh- und Strickgruppen zu ermöglichen. Im Laufe der Zeit werden die Frauen in ihren Unternehmen ihre Einnahmen vermehren und sie werden schließlich in der Lage sein, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten.“

Die Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen wird letztlich dazu führen, dass Vergewaltigungsfälle, Prostitution, Kinderehen und Krankheiten zurückgehen.

Schwester Flora Mashonga, Rosarian Sisters

DIE VORBILDHALTUNG

Jene jungen Frauen, die die Chance bekommen, betreiben ihre Studien mit großem Eifer. Aktuell unterrichten an der Katete Girls School zum Beispiel drei Frauen, die Jüngeren vorleben, was man mit Bildung erreichen kann. Sie waren alle selbst hier Schülerinnen und genießen heute als Lehrerinnen hohes Ansehen. Eine davon war Anett Baloyi. Sie war, wie viele Mädchen ihrer Generation, Halbwaise und das älteste von vier Kindern, das sich um die gesamte Familie kümmern musste. 2010 wurde sie als eines der ersten Mädchen unterstützt. Heute werden über 260 Mädchen auf diese Weise betreut und von ihr unterrichtet. Auch Eunice Banda ist ihren schwierigen familiären Verhältnissen entkommen. Die heutige Krankenschwester schrieb als Jugendliche verzweifelt von ihrer „goldenen Chance“ des Schulbesuchs: „Alle meine Freundinnen haben geheiratet, weil sie kein Geld für die Schule oder andere Unterstützung hatten. Wir selbst waren 15 Personen zu Hause und wurden viel geschlagen, teilweise sogar verkauft. Ich war sehr traurig zu lesen, dass meine Schwester Angela jetzt mit 16 geheiratet hat, weil sie keine Unterstützung bekam. Nun habe ich Angst, meine Ausbildung nicht weiterführen zu können, weil das Geld für teures Unterrichtsmaterial, Schuhe und vor allem für einen Computer fehlt. Meine Zukunft steht auf dem Spiel.“ Sie konnte ihre Ausbildung fortsetzen und ist nun eine wichtige Unterstützung für ihre Geschwister. Den Laptop verkaufte sie kürzlich, um die Beerdigung ihres Bruders zu finanzieren. Viele betreute junge Frauen haben mittlerweile ihre Studien abgeschlossen und finden sich in so vielfältigen Arbeitsfeldern wie Management, Landwirtschaft, Gesundheitsversorgung, Gemeindeentwicklung, Tourismus, Tischlerei oder Human Resources wieder.

UNSERE BESUCHE

Während unseres letzten Projektbesuchs 2022 hatten wir nicht nur einmal Tränen in den Augen und waren tief beeindruckt. Und auch „Katete School Girls“ Vereinsobfrau Andrea Reis kann ein Lied davon singen, wie berührend die Arbeit vor Ort mit den Mädchen und jungen Frauen ist. Sie beschreibt die Situation mit viel Hingabe: „Es fasziniert mich, dass die Kinder trotz ihrer Armut so einen glücklichen Eindruck machen. Sie freuen sich über kleine Dinge so sehr. Die Lebensfreude ist eindrucksvoll.“ Unsere Projektverantwortliche Susanne Schaudy führt weiter aus: „Die Schwestern vor Ort versuchen alles, um die Mädchen aus ihrer Armutsspirale herauszubringen. Die jungen Frauen haben eindrucksvolle Lebensgeschichten, die oft wehtun. Wenn man sieht, mit welcher Freude sie zur Schule gehen und Jobs erlernen möchten, um anderen zu helfen, wird einem warm ums Herz und jede Unterstützung bekommt einen besonderen Wert. Ich denke oft an die Mädchen wie Queen Phiri, Eliza Kaunda, Chrissy Manda oder Mnayani Phiri. Sie alle halten wirklich die Zukunft Malawis in ihren Händen.“

MÄDCHENSCHULE

IN MALAWI

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Bildung und Geborgenheit schützen und eröffnen Welten

Waisenmädchen und junge Frauen nützen ihre Möglichkeiten, um einen Weg aus der Armutsspirale, aus Gewalt und Abhängigkeit zu beschreiten.
Reichen wir ihnen dabei die Hand, indem wir ihnen die Ausbildung ermöglichen und die so wichtige Arbeit der Katete Girls School und des Homecraft Center unterstützen. Jede Hilfe macht einen großen Unterschied!

Ich spende!

30 Euro kostet die Unterkunft für ein Monat für eine Studentin.

100 Euro finanzieren die Bücher für eine Studentin für zwei Jahre.

300 Euro ermöglichen einem Mädchen den Schulbesuch für ein halbes Jahr inkl. Kost, Logis, Schulmaterialien & Transport.

Jeder Beitrag hilft!

IM GESPRÄCH ZUM THEMA

Schwester Flora Mashonga betreut jene jungen Frauen, die am St. Patricks Homecraft-Center ausgebildet werden. Mit uns sprach sie über ihre Arbeit.
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