ROMERO-PREIS

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Die wichtigste Auszeichnung für Entwicklungszusammenarbeit in Österreich

Diese Auszeichnung ergeht an Menschen, deren herausragendes Engagement für Gerechtigkeit und Entwicklung im Rahmen unserer Arbeit gewürdigt wird.

Außergewöhnliche Persönlichkeiten wie Bischof Erwin Kräutler, Sr. Maria Herlinde Moises, Bischof Pedro Casaldaliga, P. Hans Schmid und Janira Jesus Souz de Franca, Sophie Elizabeth Kibuywa, Sr. Margaretha Moises, Bischof Samual Ruiz Garcia, Waris Dirie, P. Gabriel Mejia, Dr. Maria Schiestl oder Dr. Fransisco San Martin wurden bereits mit dem Romero-Preis ausgezeichnet.

Wir freuen uns, Ihnen hier mehr über den Preisträger 2023 erzählen zu dürfen:

„ICH BIN EINE BRÜCKE“

PATER SEN VELLAKADA IM PORTRAIT

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Aus vielerlei guten Gründen erhält Pater Sen Vellakada 2023 den renommierten Romero-Preis. Sein Engagement für Ausbildung, Austausch und Entwicklung ist eindrucksvoll. 2016, kurz nach seiner Studienzeit in Wien, gründete er seine Organisation, Agape Austria, um mit seinen Freunden aus österreichischen Studientagen in karitativer Zusammenarbeit verbunden zu bleiben. Dieser Verein ist Projektpartner von Sei So Frei und zuständig für sehr berührende Projekte im Tschad und in Kamerun, die wir unterstützen.

Der umtriebige Pater der Missionare des Hl. Franz von Sales nennt sich selbst einen Weltenbürger und angesichts seines Lebenslaufes ist das nicht untertrieben. Das Engagement, die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit des 48-jährigen Paters aus Indien tragen Früchte in vielen Weltgegenden. Vor allem im ärmsten Afrika. „Es ist schön, etwas zu tun. Aber nicht ich leiste, sondern die Menschen, die für uns da sind. Ich bin nur eine Brücke, ein Werkzeug. Vieles funktioniert und einiges nicht. Das gehört aber so“, präzisiert er die Einstellung zu seiner Arbeit. Er ist eine Brücke über viele Kontinente hinweg. Und zwar seinem Lebensweg folgend. Von verschiedenen Stationen in Indien, über Klosterneuburg und Wien, wo er seine Doktorandenjahre verbrachte, bis nach Afrika und zu gemeinsamen Projekten mit Freunden in den USA und in Europa. Anstrengend? „Ja, aber das Schöne ist, dass ich überall nach Hause komme. Wenn ich nach Indien komme, sagen alle „Willkommen zu Hause“, genau wie im Tschad oder in Klosterneuburg. Manchmal machen mir die Umstände zu schaffen, aber die Menschen sind meiner Erfahrung nach grundsätzlich überall gleich.“ Pater Vellakada spricht aus der Erfahrung, in verschiedenen Welten gelebt zu haben: „Nur die Lebenslage verändert sie manchmal. Wenn Menschen um ihr Überleben kämpfen müssen, macht das den größten Unterschied. In Europa muss man nicht um das tägliche Brot bangen, alles ist einigermaßen garantiert, aber das ist bei Weitem nicht selbstverständlich. Ich versuche dafür zu kämpfen, dass mehr Menschen eine gewisse Qualität im Leben haben, dass sie als Menschen lebenswert leben können. Wenn das garantiert ist, sind viele Probleme schon gelöst.“

Sen (für Sebastian) Vellakada wuchs in einer traditionellen katholischen Familie im indischen Kerala auf. 20 % der Bevölkerung dort sind christlich, stellen also keine Minderheit dar, sondern haben starken Einfluss auf die Gesellschaft. Dennoch hatte der spätere Regens keinerlei Ambitionen, Priester zu werden. Ein Journalismus-Studium und Fußball waren die Interessen bis zum Schulabschluss, als dann doch die Berufung anklopfte. Einer der wichtigsten Gründe, dem Orden der Fransilianer beizutreten, war deren internationale Ausrichtung. Schon als Jugendlicher war er teils als Präsident in einer Schülerorganisation tätig, die sich dem weltweiten Hilfsgedanken widmete. Diesen Wurzeln ist er treu geblieben.

In Indien begann er das Studium der Philosophie und der Theologie, zusätzlich hat er einen Bachelor of Arts, ein Diplom in Massenkommunikation und einen Abschluss in Psychologie. Den Doktor der Theologie hat er ab 2010 an der Universität Wien gemacht. „Das war eine schöne Zeit, die mein Leben sehr geprägt hat und mich immer noch prägt. Ich war sehr engagiert in der Seelsorge, meine Doktorarbeit habe ich über Pastoralgespräche und Therapie gemacht. Das und meine therapeutische Ausbildung helfen sehr in der Seelsorge, wo auch immer ich bin. Über den Umgang mit Menschen zu lernen, ist für Seelsorge sehr hilfreich.“ Nach Abschluss seines Studiums gründete er den Verein Agape Austria und begann sein Engagement in Afrika.  „Zum Abschluss des Aufenthalts in Österreich dachte ich mir, dass ich jetzt sieben Jahre im Luxus gelebt habe und daher gerne in eine arme Gegend gehen möchte“, beschreibt Pater Sen seine Motivation, sich in Afrika zu engagieren. „Kamerun ist unser ärmstes Gebiet. Meine Überlegung war, dass ich dort etwas tun oder einfach für die Menschen da sein kann. Ich habe viel Vertrauen gehabt, etwas ausrichten zu können. Da habe ich mich schon auch auf meine Freunde verlassen.“

Eine hervorragende Idee, wenn man betrachtet, wie viel in den Gebieten, die der Fransilianer-Pater betreut, seit seiner Ankunft und mit Hilfe seiner Verbindungen geschehen ist. Tausende Menschen können menschenwürdiger leben. Hunderte Kinder bekommen eine gute Ausbildung. Er ist Regens für die Theologiestudenten, Ökonom seiner Gemeinschaft in Kamerun und Koordinator der beiden großen Schulprojekte in Doba im Tschad und Ngaoundéré in Nordkamerun. Zwei Länder, drei Jobs. Eine große Herausforderung. „Und jeden Tag Erfüllung. Es ist wirklich toll, was alles geschehen ist. Und dass ich Werkzeug dafür sein darf“.

 

>> Über das Schulprojekt in Doba