NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT

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Ökologische Vielfalt sichert das Überleben
der ärmsten Familien

VIELFÄLTIG,

BIOLOGISCH UND LEBENSSPENDEND

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Jahrelange Konflikte und schlechte Landwirtschaft haben die Region an den Hängen des Mount Elgon Massivs im Westen Kenias ausgeblutet. Die großen Familien, die von wenigen Quadratmetern Land leben müssen, kämpfen mit verkümmerten Böden und gegen soziale Ungerechtigkeit. Ethnische Spannungen befeuern zu dem den Teufelskreis: Knappes Land und zu wenig Ertrag führen zu Armut, Hunger und Vertreibungen. Sei So Frei und Romero-Preisträgerin Sophie Elizabeth Kibuywa helfen den Menschen sich aus diesem Kreislauf zu befreien: Die Partnerorganisation DESECE (Development Education Services for Community Empowerment) schult die Kleinbauern in Menschenrechtsfragen und im Bioanbau. Mit Erfolg.

WISSEN WEITERGEBEN

Im Bildungszentrum von DESECE finden zahlreiche Kurse und Fortbildungen statt. In Schaugärten wird praktisch unterrichtet und vorgezeigt wie klimaangepasste biologische Landwirtschaft funktioniert. Das hier erlernte Wissen geben die Bauern zu Hause an ihre Familien und in ihren Dörfern weiter. Die unmittelbaren Auswirkungen sind eindrucksvoll und machen die Kursteilnehmerinnen und uns stolz. Viele Familien müssen erstmals seit vielen Jahren nicht hungern und können ihre Ernte zum Teil sogar auf dem Markt verkaufen. In der Menschenrechtsarbeit werden die Kleinbauern über ihre verfassungsmäßigen Rechte und die Möglichkeiten diese einzufordern informiert. Besonders Frauen werden in der Landfrage geschult, befassen sich mit Gesundheitsthemen und Familienplanung, und arbeiten unabhängig ihrer ethnischen Zugehörigkeiten – manchmal zum ersten Mal überhaupt – zusammen. DESECE fördert auch die Vernetzung und die Entwicklung von Farmer-Gruppen zur gegenseitigen Unterstützung und schult diese in unternehmerischer und kleinstbetrieblicher Planung, Entwicklung, Kontrolle und Vermarktung.

BIOLANDBAU

„Bis vor wenigen Jahren haben wir ausschließlich teure chemische Pflanzenschutzmittel verwendet. Es kam dadurch zu einer Zunahme von Krebs und anderen Erkrankungen, der Boden war ruiniert, wir konnten nichts mehr ernten und mussten hungern. Dann haben wir in den Trainings von DESECE gelernt, wie wir rein biologische Pflanzenschutzmittel herstellen können. Diese haben sich als äußerst effektiv erwiesen. Außerdem arbeiten wir jetzt alle zusammen, dadurch sind wir wesentlich schneller und es gibt auch keine Konflikte zwischen den Ethnien mehr“, erzählt Moses, Vater von neun Kindern, bei unserem letzten Besuch. Er und gut 1.000 andere Kleinstbauern in 90 Gemeinden lernen in Gruppen durch die Ausbildungen von DESECE biologische Landwirtschaft, das Anlegen von Waldgärten auf mehreren Ebenen, den Umgang mit verschiedenen Pflanzen, aber auch Grundlagen des Verkaufs der Ernte auf Märkten. Zipporah, Vize-Sekretärin der Organic Farmer Group, hat selbst fünf Kinder, dazu zwei Adoptivkinder. Sie schildert den großen Unterschied für ihr Leben: „Wir haben jetzt genug zu essen, ernähren uns gesund und haben viel mehr Handlungsspielraum. Wir sind arm, aber es geht uns besser und wir hoffen, dass wir in fünf Jahren der Armut entkommen sind.“ Ihre Kollegin Josephine holt noch weiter aus: „Die Schulungen machen auch einen großen Unterschied in unserem Sozialleben. Ich wurde selbst ausgebildet und gebe mein Wissen nun als Trainerin weiter. Wir versuchen die Frauen aufzuklären, zu thematisieren, dass der Kinderreichtum ein Problem für die Ernährungssicherheit ist und sprechen über Familienplanung.“ In Gruppen wie jener von Josephine lernt die Dorfbevölkerung viel über Gleichstellung und Menschenrechte – zum Beispiel auch, dass es Mediatorinnen für Konfliktfälle gibt. Und dass es selbst für Kleinstbauern die Möglichkeit eines Rechtsbeistands und etwas finanzielle Unterstützung gibt. So wird Wissen viral weitergetragen und ermöglicht eindrucksvolle soziale Entwicklungen in den Dörfern.

DIE WALDGÄRTEN

„Wie die meisten im Bungoma County habe auch ich fast nur Mais angebaut“, erzählt Rosemary Amacar. Obwohl die Region am Mount Elgon im Westen Kenias zu den fruchtbarsten Gegenden des Landes gehört, fielen die Ernten immer dürftiger aus. „Der Grund dafür war die langjährige Monokultur, die zu ausgelaugten Böden und Schädlingsbefall führte.“ Seitdem sie der neu gegründeten „Matisi Boresha Group“ beitrat, hat sich ihr Leben von Grund auf geändert. „Meine Familie bekommt nun jeden Tag frisches Obst und Gemüse auf den Tisch“, schwärmt Amacar. „Die Kinder ernähren sich viel gesünder. Außerdem erwirtschaften wir durch den Verkauf der Feldfrüchte und ihrer Samen zusätzliches Einkommen.“ Ein entscheidender Faktor für den Aufschwung war die Rückkehr zu einer traditionellen Anbauform: dem Waldgarten. Die Wiederentdeckung der Agroforstwirtschaft erwies sich als ein echter Segen für die Mitglieder der Gruppe. In den Waldgärten werden Bäume, Sträucher und bodendeckende Pflanzen auf einer gemeinsamen Fläche angesetzt. Die Böden werden dadurch vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Starkregen geschützt und sind deutlich fruchtbarer. Aufgrund ihres hohen Ertrags werden Waldgärten auch ‚food forests‘ – also Nahrungswälder – genannt. Agroforstwirtschaft wird in Ostafrika bereits seit Jahrtausenden praktiziert, geriet jedoch durch die Kolonialisierung in Vergessenheit. Traditionelle Waldgärten zeichnen sich durch ihren mehrstöckigen Aufbau aus. Im Erdgeschoss finden sich bodendeckende Pflanzen (z. B. Bohnen) sowie Wurzel- und Knollenfrüchte (z. B. Süßkartoffel). Der erste Stock umfasst buschhohe Pflanzen wie Maniok, Mais oder Passionsfrüchte. Das zweite Stockwerk wird von bis zu mehreren Metern hohen Gewächsen wie z.B. Kaffeebäumen oder Bananenstauden gebildet. Das oberste Stockwerk sind schließlich massive Schattenspender wie die afrikanische Eiche (Afzelia africana) oder Albazia-Arten. Ihre herabfallenden Blätter tragen wesentlich zum Erhalt und zur Regenerierung der Böden bei. Rosemary Akisa Amacar ist in der Zwischenzeit zu einer Waldgarten- Botschafterin geworden: In ihren Trainings schult sie andere Kleinbäuerinnen, wie sie möglichst viel aus ihrem Land machen. Dazu zählt auch die Verwendung von biologischen Pflanzenschutzmitteln.

LANDWIRTSCHAFT

IN KENIA

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Nachhaltiger Anbau lindert den Hunger

Das Entscheidende bei all diesen Verbesserungen der Lebensqualität der Menschen in der Region am Mount Elgon ist denkbar einfach: Das Schätzen, Respektieren und gezielte Einsetzen von Vielfalt, der biologische Anbau und der Verzicht auf Chemie. Unterstützen Sie mit uns diese Vorreiterinnen und Pioniere in ihrer Arbeit! Ermöglichen wir gemeinsam noch mehr Familien, an diesem Programm teilzunehmen!

Ich spende!

Mit 44 Euro versorgen sie eine Bauerngruppe (rund 20 Haushalte) mit Bio-Saatgut.

110 Euro kostet 1 Wassertank für eine Gruppe.

Mit 320 Euro schenken Sie einer Gruppe einen Modellgarten.

Jeder Beitrag hilft!