– – –
Extreme Trockenheit und politische Willkür beuteln die Menschen in Brasiliens Armenhaus. Innovative Ideen für die Landwirtschaft und politischer Beistand helfen.
Brasilien ist nicht nur Rio, São Paulo und das bedrohte Amazonien. Im Landesinneren, im Nordosten liegt eine riesige Trockenzone: Der Sertão, eine Halbwüste mit wenig Wasser. Der Klimawandel verstärkt die Zeiten extremer Dürre und lässt das Wasser immer knapper werden. Hier, in Brasiliens ärmster Region, leben mehr als 18 Millionen Menschen. Viele in unfassbarer Armut. Sie kämpfen mit den klimatischen Herausforderungen und gegen die Wirtschaftsinteressen von Großkonzernen. Besonders seit der Amtsübernahme von Präsident Jair Bolsonaro hat sich die Situation verschärft. Die Agroindustrie eignet sich –oft rücksichtslos– Land an und überzieht es mit Pestiziden und anderen giftigen Chemikalien. Für den Abbau von Bodenschätzen werden ganze Dörfer vertrieben, Umweltschutzauflagen werden gelockert und der Klimawandel ignoriert.
Nur einem Prozent der Bevölkerung gehört gut die Hälfte des Landes. Für die Ernährungssicherheit des Landes fühlen sie sich jedoch nicht zuständig: Ernährt wird Brasilien von den unzähligen Kleinbauern, die mit ihrer Familienlandwirtschaft 70% der Nahrungsmittel für die Bevölkerung produzieren. In der Trockenzone ist es für die Kleinbauern schwer, auf dem eigenen Land genügend zu erwirtschaften. Viele müssen sich zusätzlich als Tagelöhner oder Saisonarbeiterinnen durchschlagen. Für sie und ihre armen Familien setzt sich Sei So Frei ein –und zwar gemeinsam mit unserer Partnerorganisation IRPAA, dem Regionalen Institut für angepasste Kleinbauernlandwirtschaft und Tierhaltung. Das Entscheidende für eine lebenswerte Zukunft im Sertão ist das Erlernen und Umsetzen einer an das Klima angepassten Landwirtschaft, die Dürre und Trockenheit übersteht – wie sie z.B. in der Landwirtschaftsschule in Monte Santo unterrichtet wird. Eine große Herausforderung ist in Brasilien zudem der oft dramatische Kampf der Kleinbauernfamilien um ihr Land. Denn selbst eingetragene Landtitel bedeuten nicht immer, dass einem das Land auch künftig noch gehört. Besonders wenn es Großgrundbesitzer oder die Agroindustrie darauf abgesehen hat. Sei So Frei und IRPAA unterstützen die kleinen Landwirte in diesem Kampf um ihre Rechte.
Bei unserem letzten Besuch 2019 rumpelt unser Auto stundenlang auf dem löchrigen Asphalt. Auf dem Weg von Juazeiro nach Monte Santo erstreckt sich links der Straße dürres Buschland. Rechts davon sieht man endlos lange Zuckerrohr- und Mangoplantagen. „An sich wachsen hier im Sertão, in dieser halbwüstenartigen Savannenlandschaft weder Zuckerrohr noch Mangos und auch keine anderen exotischen Früchte. Industrieller Anbau ist nur durch künstliche Bewässerungssysteme möglich“, erklärt Harald Schistek von unserer Partnerorganisation IRPAA. Die Kanäle ziehen sich aus dem aufgestauten Rio São Francisco, dem größten Fluss im Nordosten Brasiliens. Es ist Wasser, das den Fluss zum Austrocknen bringt und den kleinbäuerlichen Familienbetrieben im Landesinneren fehlt. „Acht bis zehn Monate im Jahr ist die Region, die in etwa so groß ist wie Deutschland und Frankreich zusammen, von Trockenheit betroffen. Die Dürreperioden werden zunehmend länger. Doch wir geben nicht auf. Wir müssen lernen, mit dieser Situation zu leben,“ führt Schistek fort.
In Monte Santo wurde die Landwirtschaftsschule in einer Region gebaut, die von Landkonflikten zwischen Großgrundbesitzern und Kleinbauern geprägt war. Mit der Eröffnung und dem Betrieb der Schule wurde ein Zeichen gesetzt, das die Anerkennung der Landrechte beschleunigte. Die Schule ist eine von 14 Familienschulen, die vom Programm von Sei So Frei profitieren. Alle Schulen verfolgen ein praxisbezogenes Konzept: „Was in der Theorie gelernt wird, soll gleich direkt in die Tat umgesetzt werden. Nach zwei Wochen Schule folgen zwei Wochen Feldarbeit zuhause,“ betont Felipe de Sena. Er koordiniert die Programme in den Schulen. Die Lebensbedingungen im Sertão werden dabei miteinbezogen: In Mathematik wird z.B. die Berechnung einer Regenwasser-Zisterne unterrichtet und in Geographie über die durch den Klimawandel notwendig gewordenen Anpassungen gesprochen. Harald Schistek, der Präsident unseres Projektpartners IRPAA, ist in der Steiermark aufgewachsen. Er kennt die klimatischen Gegebenheiten in Österreich und der Trockenzone im Nordosten Brasiliens wie kein anderer. Zu den Anbaumethoden, die hier in der Schule gelernt werden, sagt er: „Einer der größten Fehler hier ist es, Pflüge wie in der industriellen Landwirtschaft zu verwenden. Solch ein Pflug schädigt den Boden, kommt ursprünglich ja auch aus einem ganz anderen Kulturkreis mit anderen Böden und würde bei uns im Serão den Anbau nur verschlechtern. Wir unterrichten hier bodenschonende Methoden.“
Seit dem Jahr 2015 bietet die Landwirtschaftsschule sogar einen dreijährigen Universitätslehrgang an. Bemerkenswert ist das ausgeglichene Geschlechterverhältnis. Ein Beruf in der Landwirtschaft ist auch für junge Frauen wie Elana attraktiv. Sie ist dankbar über die Möglichkeit hier in die Schule zu gehen und weiß genau: Es ist die einzige Chance in der Heimat bleiben und nicht in die Großstadt gehen zu müssen. Dort landen viele in den Favelas, den brasilianischen Elendsvierteln und müssen meist für Hungerlöhne arbeiten. In all den von Sei So Frei unterstützen Schulen und Projekten wird eine an das trockene Klima angepasste Landwirtschaft unterrichtet. Die Basis dafür ist der richtige Umgang mit der begrenzten Menge an Niederschlag. Deshalb wird die Bevölkerung im Bau von Zisternen, Regenrückhaltebecken und unterirdischen Staudämmen geschult. Zudem wird die Tierhaltung auf Schafe und Ziegen umgestellt, die weit besser an das trockene Klima angepasst sind als Rinder. Neben dieser Aufklärung über Land, Boden, Klima und Wasser unterstützen Sei So Frei und IRPAA die Kleinbauern in der Verteidigung ihrer Landrechte. Die Menschen werden ermutigt politische Forderungen zu stellen. Dabei sind wiederum die Jugendlichen der Familienschulen wichtig. Denn mit ihrem Wissen und ihrem Tatendrang erfüllen sie die Dorfgemeinschaften mit neuem Lebensgeist.
„
140 Kleinbauernfamilien haben mittlerweile gelernt, wie man Zisternen baut und pflegt, um die langen Trockenperioden zu überbrücken. Die Natur lehrt uns, dass man langfristig planen und nachhaltig wirtschaften muss.
„
Harald Schistek, Sei So Frei-Projektpartner & Präsident der IRPAA
– – –
Der Klimawandel trifft die ärmsten Menschen am härtesten. Teils über 9 Monate dauernde Dürreperioden und der ständige Kampf um Land sorgen in unserem Projektgebiet im Nordosten Brasiliens dafür, dass die Kleinbauernfamilien täglich um ihr Überleben kämpfen müssen. Dem wirken wir mit unseren landwirtschaftlichen Ausbildungen und Wasser-Projekten effektiv entgegen. Unterstützen Sie uns, dass sich die Bauernfamilien auf die geänderten Umweltbedingungen einstellen können!
SEI SO FREI.
Die entwicklungspolitische
Organisation der
Katholischen Männerbewegung.
Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg
+43 662 8047 75 50
seisofrei@eds.at
SPENDENKONTO.
Erste Bank
IBAN : AT24 2011 1842 3156 7401
BIC: GIBAATWWXXX
LINKS.
– – –
Jetzt anmelden!
Der Sei So Frei-Newsletter informiert dann und wann persönlich und zwanglos über unsere Arbeit, unsere Freuden und Gedanken. Wir möchten Sie damit ein wenig hinter die Kulissen Ihrer Spenden blicken lassen.
Werden Sie Teil der Sei So Frei-Community!
– – –
Gehören auch Sie zu den vielen engagierten
Menschen, die sich in ihren Pfarren, Schulen,
Vereinen etc. so großartig für unsere
Adventsammlung einsetzen? Dann haben
wir hier verschiedene Repräsentations- und
Info-Materialien für Sie!
Wegen Wartungsarbeiten an unserer Website ist das Online-Spenden für einen kurzen Zeitraum nicht möglich.
Gerne können Sie direkt auf unser Konto der Erste Bank,
BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT24 2011 1842 3156 7401, spenden.