Hoffnung durch Mitbestimmung

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Jugendarbeit als Motor für ein besseres Leben

„Sembrando Ciudadanía“ – zu Deutsch etwa „zivile Rechte fördern“ – heißt unser Projekt. Die Mitarbeitenden organisieren und unterstützen dabei Jugendliche auf vielfältige Weisen, damit sich diese für ihre eigenen Rechte, aber auch die ihrer Gemeinden stark machen können. „Es ist schwierig, aber wunderschön, dieses Projekt in seiner Ganzheit zu beschreiben“, erklärt Wolfgang Heindl von Sei So Frei als Projektverantwortlicher in Österreich. „Unser Engagement ist umfangreich. Es geht vor allem darum, Jugendlichen zuzuhören. Mit ihnen gemeinsam ihre Ideen, Visionen und Nöte zu erkennen. Sie zu ermutigen, diese Lebensumstände zu verbessern, indem sie sich organisieren, für ihre Anliegen einstehen und kämpfen.“

Nicht erst seit heute

Hinter diesem Projekt steht das Lebenswerk von Maria Herlinde Moises, Franziskanerschwester aus Salzburg, welche aufgrund ihres Einsatzes für die Menschen in Kolumbien noch heute – lange nach ihrem Tod – als „Heilige der Bucht von Cartagena“ verehrt wird. Der Name „Sembrando Ciudadanía“ steht dabei für Mitverantwortung, Demokratie und Gemeinschaft. Werte, die Maria Herlinde Moises wichtig waren, als sie in den  50er-Jahren aus ihrer Heimat Österreich nach Kolumbien ging. In Pasacaballos, damals noch ein Fischerdorf, gründete sie die heute nach ihr benannte Stiftung „Madre Herlinda Moises“, um für die Menschen vor Ort Perspektiven zu schaffen. Vorwiegend Menschen indigener und afrokolumbianischer Herkunft lebten und leben dort immer noch als Minderheiten unter teils dramatischen Bedingungen. Für diese Menschen entstanden durch entschlossene Landbesetzungen von Herlinde Moises und ihrem Team Dörfer, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten. Seit über 50 Jahren ist Sei So Frei nun schon wichtiger Partner dieser Stiftung. Nicht weil sich seither nichts getan hätte, sondern gerade weil sich die Zeiten geändert haben.

Das Leben am Dique-Kanal

Trotz jahrzehntelanger Bemühungen der Madre Herlinda Moises-Stiftung leiden die Menschen in Pasacaballos auch heute noch unter den schwierigen Bedingungen der Region. Beim Projektbesuch von Sei So Frei im Herbst 2024 war das an allen Ecken und Enden zu sehen und zu spüren: „Das Leben am Dique-Kanal ist von Umweltzerstörung durch Großindustrie, Petrochemie und Armut geprägt. Verschmutztes Wasser aus Ölraffinerien, Quecksilbervergiftungen, Deponien, Fischsterben sowie Atemwegs- und Hauterkrankungen gehören zum Alltag. Geregelte Arbeit ist selten und traditionelle Berufe in Landwirtschaft und Fischerei verschwinden. Zusätzlich belasten die Jugendlichen Arbeitslosigkeit und Zwangsrekrutierungen durch Paramilitärs und Drogenkartelle. Die Region kämpft zudem mit rasch wachsenden Armenvierteln, wo es weder Wasser noch Strom gibt“, fasst Wolfgang Heindl die zermürbende Situation zusammen. Die wirtschaftliche Entwicklung überrollt die Region der Vororte Cartagenas. Umso wichtiger ist es, besonders junge Menschen an die Hand zu nehmen, ihnen eine Stimme zu geben und politische Lösungen zu finden, die Wege zur Mitgestaltung ihrer Zukunft eröffnen.

Jugend-Workshops

in Kolumbien

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ICH WILL HELFEN!

Die Chancen der Jugend

Jugendliche zwischen 14 und 28 Jahren sind die größte Bevölkerungsgruppe in Kolumbien. Sie kämpfen mit Armut, dem Untergang ihrer Lebensräume, Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven. Obwohl sie die Möglichkeit hätten, sich auf vielen Ebenen aktiv einzubringen und ihr Leben aktiv zu verändern. „Unser Projekt kümmert sich genau darum. Seit 2021 gibt es in Kolumbien einen verfassungsgarantierten Jugendrat. Dadurch können junge Menschen ihre eigenen politischen Vertreter wählen. Wir arbeiten mit den Jugendlichen in den Dörfern, um möglichst viele davon zu überzeugen, sich in diesen Gremien zu engagieren“, bringt Wolfgang Heindl das Thema auf den Punkt. Elaine Sosa, Mitglied eines Jugendrats, erklärt das Prinzip so: „Das funktioniert wie eine Präsidentschaftswahl. Jugendliche können sich aufstellen lassen und in den Gemeinden wird dann demokratisch gewählt. Die gewählten jungen Frauen und Männer können mitbestimmen, geplante Vorhaben von Konzernen kritisieren und bewerten, Entschädigungen verhandeln und die Interessen der Jugend in der Politik vertreten. Das ist ein machtvolles Instrument. Deshalb ermutigen wir junge Menschen, sich in den Gruppen zu äußern und sich auch für den Jugendrat aufstellen zu lassen.“

Die Arbeit mit den Jugendlichen

„Es geht um die großen und die kleinen Dinge“, erzählt die 17-jährige Ariana Viloria im Interview. „Unser Lebensraum wird täglich kleiner und verdreckter. Die Industrie bringt unsere Gegend um. Wir haben kaum Aussicht auf Arbeit. Drogenkartelle versuchen manche von uns zu rekrutieren. Wir haben keine Räume, um uns zu treffen und auszutauschen. Wir kämpfen mit alltäglichen Herausforderungen wie verdrecktem Wasser, Müll und fehlendem Gas. Aber auch mit den großen Themen wie Berufsaussichten, unserer eigenen Geschichte, psychischer Gesundheit und vielem mehr.“ Sie und ihre Freundin Yuliana, 15, gehören zu jenen Jugendlichen, die durch unser Projekt erstmals ihre Stimme erheben können. Um diese Stimmen einzufangen, zu sortieren und in Ergebnisse münden zu lassen, sind Sozialarbeiter und Mitarbeiterinnen der Madre Herlinda Moises-Stiftung wie Jenifer Barrios unterwegs. Meist per Boot besuchen sie die Gemeinden der Gegend und koordinieren die Workshops für die Jugendlichen. Wo drückt der Schuh? Was wird benötigt? Was sind die größten Ängste? Das sind die Fragen, die behandelt werden. Mit Flipcharts, Mappen und Stiften ausgestattet, organisieren sie die Stimmen der Jugend.

Das Projekt ‚Sembrando Ciudadanía‘ hilft uns, unsere Region besser zu verstehen und uns als junge Menschen zu stärken.

Ariana Viloria, 17, aus Pasacaballos

Die Themen

„Wir versuchen, so umfassend wie möglich zu unterstützen“, so Jenifer Barrios, die leitende Sozialarbeiterin. „Die Jugendlichen bringen so viele wichtige Themen ein und wir bemühen uns, alle davon zu berücksichtigen“. Um dies zu strukturieren, gibt es natürlich auch festgelegte Eckpfeiler des Projektes. Nämlich die aktive Kommunikation mit den Jugendlichen über deren Ausbildung und Beruf, Gemeindeleben, Menschenrechte, Umweltthemen und Gesundheit. Darüber hinaus sind Kultur, Kreativität, die aktive Einbindung der Eltern und auch das Übernehmen sozialer Verantwortung in der Gemeinde wichtige Punkte für die jungen Menschen.

Die Zukunftsperspektive

„Um an all diesen Ecken und Enden nachhaltig etwas zu ändern, müssen wir möglichst viele sein“, erklärt Jenifer Barrios. „Deswegen ermuntern wir die jungen Menschen, nicht nur mit uns zu sprechen, sondern auch sich für den Jugendrat aufstellen zu lassen. Dieses demokratische Prinzip ist ein äußerst machtvolles Mittel und die Zukunft. Alle Themen an denen wir arbeiten, müssen auch in politischen Gremien behandelt werden, damit sie sich nachhaltig ändern können.“ Viele Jugendliche sind diesem Aufruf bereits gefolgt, monatlich werden es mehr. „Und damit wird unsere Gemeinschaft immer stärker“, unterstreicht die Sozialarbeiterin das Prinzip.

Die Details der Jugendarbeit

„Wir sind mit vielen Interviews, Videos (siehe unten) und Eindrücken von unserer Projektreise im Herbst 2024 nach Hause gekommen“, erzählt Wolfgang Heindl. „Wir freuen uns, dass der Weg, den wir im Projekt eingeschlagen haben, stimmt!“ Die Initiativen treffen die Nöte und Wünsche der Jugendlichen. So sagt zum Beispiel Alfonso Garcia, 18: „Ich hatte eigentlich keine berufliche Perspektive. Dank dieses Projekts habe ich mich entschieden, Politikwissenschaften zu studieren, um Wissen weiterzugeben und meiner Gemeinschaft zu helfen!“ Ein anderes Thema schneidet die 15-jährige Idis del Carmen an: „Wir haben keinen Park, keinen Spiel- oder Sportplatz. Es fehlt ein Ort, wo man sich erholen und treffen kann.“ Sie ist Teil einer der Projektgruppen geworden, die gemeinsam Karten erstellt, um Problemzonen und Potenziale für sichere Räume in den einzelnen Dörfern für die Jugendlichen aufzuzeigen. Diese Themen werden in der Regionalverwaltung künftig diskutiert und hoffentlich umgesetzt. Die Projektbetreuerin Jenifer Barrios fügt ein weiteres Beispiel hinzu: „Wir haben gemeinsam erfolgreich für Trinkwasser und Gas in zwei Gemeinden gekämpft. Die Jugendlichen lernten dabei auch, wie man die Mittelverwendung prüft. Ein tolles Projekt!“ In Sachen psychische Gesundheit ergänzt die 15-jährige Chelsey Blanco: „In den Gruppen und auch einzeln werden wir in unserem Recht auf Identität, Sicherheit und Kultur gestärkt. Stress, Unsicherheit, Druck und schwierige familiäre Verhältnisse werden so für uns viel leichter handhabbar.“

Ein besonderes Augenmerk liegt darüber hinaus auf der Situation junger Frauen und auch der Austausch zwischen den Generationen ist ein wichtiges Thema im Projekt. „Ich wollte immer mein eigenes wirtschaftliches, soziales und kulturelles Kapital verwalten können, ohne die Gegend verlassen zu müssen. Im Projekt kann ich das tun und bin gleichzeitig Vorbild für junge Frauen“, so Jenifer Barrios. Das Verständnis für die eigene Geschichte und Kultur ist Voraussetzung für die eigene Identität. Das grundsätzliche Engagement für unabhängige Entscheidungen und eine selbstbestimmte Zukunft – sei es im Rahmen von Freiwilligenarbeit, Unternehmertum oder auch als politische Führungspersönlichkeit – ist eines der wichtigsten Ziele, die den Jugendlichen durch die Arbeit in diesen Workshops nähergebracht werden.

Jugend-Workshops

in Kolumbien

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Wir wollen Jugendlichen in Kolumbien die Chance geben, ihre Stimmen zu erheben und ihnen Mitsprache, Bildung und Aufklärung ermöglichen! Ihre Spenden während der letzten Jahrzehnte haben bereits viel Fortschritt gebracht. Helfen Sie uns bitte weiterhin. Unterstützen wir diese jungen Menschen in ihrem Engagement für eine lebenswerte Zukunft in ihrem Land!

Ich Spende!

Mit 10 Euro spenden Sie Stifte, Papier und Mappen für einen Workshop mit 20 Personen.
75 Euro ermöglichen 20 Jugendlichen die Teilnahme an einem Workshop zum Thema Schutzmaßnahmen gegen Verfolgung & Zensur.
145 Euro finanzieren eine Sozialarbeiterin im Jugendrechte-Projekt für eine Woche.
Jeder Beitrag hilft!

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